Als wir im Mai nach Deutschland zogen schenkte mir eine meiner engsten Freundinnen ein Buch über moderne Gebete und Liturgie. Ich bin nicht in einem traditionellen kirchlichen Umfeld aufgewachsen, so dass Gebets- und Liturgiebücher nicht zu meinem Hintergrund gehörten. Dennoch hatte ich schonmal ein paar dieser Bücher gelesen und wusste, dass ich mehr lesen wollte. Ich hatte keine Ahnung, was für ein wunderbares Hilfsmittel das in den kommenden Monaten sein würde.
"Ich kann nicht schlafen", schrieb ich einer Freundin in den USA. Es war fast 2 Uhr morgens, aber zu meinem Glück war es in den USA erst 20 Uhr. Meine Freundin war noch auf und antwortete auf meine SMS. Ich war besorgt, weil Lorelei am nächsten Morgen zu ihrer einwöchigen Klassenfahrt nach München fahren sollte. Meine Erstgeborene mehr als 8 Stunden weit weg zu lassen, in einem neuen Land und mit begrenzten Sprachkenntnissen, sowie mit Menschen, die ich nicht kenne, wäre mir vor ein paar Monaten noch völlig verrückt vorgekommen. Jetzt ist es nur eine der vielen Gelegenheiten, die Gott benutzt, um mich zu lehren die Kontrolle über meine Kinder loszulassen, während sie aufwachsen und unabhängig werden. Die Logik, die besagt: "Sie wird schon klarkommen... sie ist mit ihrer Klasse unterwegs" oder "ich war in diesem Alter auch auf Klassenfahrten und im Zeltlager" half meinem besorgten Herzen leider nicht weiter. Meine Freundin wusste, dass ich keine aufmunternden Worte brauchte. In ihrer nächsten Nachricht schrieb sie sie einfach: "Hast du schon gebetet?" Ich gab zu, dass ich es dem Herrn noch nicht abgegeben hatte, woraufhin sie antwortete: "Nimm dir jetzt sofort Zeit und gib es dem Herrn."
Ich wusste, dass in meinem neuen Gebetsbuch ein "Gebet für diejenigen, die nicht schlafen können" stand, aber ich war schon im Bett und wollte nicht das ganze Haus stören, nur um es zu holen und zu lesen. "Als ob das irgendwie helfen würde", sagte ich mir. "Was soll ein formelhaftes Gebet gegen meine sehr realen Sorgen ausrichten?" fragte ich mich. In diesem Moment tauchten drei Bilder auf dem Bildschirm meines Telefons auf. Mein Freund, die dasselbe Buch hatte, machte Fotos von genau diesem Gebet und schickte sie mir. Jetzt hatte ich natürlich keine Ausreden mehr. Ich mir das Gebet durch, das mir meine Freundin mir geschickt hatte. Von diesem Gebet lernte ich drei Dinge über das Beten, besonders wenn man sich überwältigt fühlt:
Bete die Worte von anderen Gläubigen Ich habe gesehen, wie hilfreich es sein kann, die Worte anderer zu beten. Für mich war das in diesem Moment sehr wichtig. Das Beispiel, das mir zuerst in den Sinn kommt, stammt von Jesus selbst. Christus hat das Gebet für uns vorgelebt, als er in Matthäus 6,9-13 sagte: "So betet denn..." und dann das Vaterunser betete. Zweitens kann das Beten der Psalmen, besonders in Zeiten der Klage, dem Kummer und der Trauer Worte geben, die man scheinbar nicht in Worte fassen kann. Ich habe oft die Worte von Psalm 27, 54 und 63 gebetet. Und wie ich bereits erwähnt habe, können Gebetsbücher wie Every Moment Holy (derzeit leider nur auf Englisch) oder Gebete der Puritaner reiche und tiefegehende Möglichkeiten bieten, im Gebet vor den Herrn zu treten.
Geschwister um Fürbitte fragen Wenn wir überfordert sind, dürfen wir uns an andere Gläubige wenden, die mit uns und für uns beten. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, Menschen in seinem Leben zu haben, die konsequent für einen beten und bereit sind dann zu beten wenn es zwar zeitlich nicht passt, aber eine unvorhersehbare Situation Beistand im Gebet erforderlich macht. Ich war nicht überrascht über die Aussage meiner Freundin: "Hast du schon gebetet?". Selbst von ihrer Bereitschaft, in diesem Moment innezuhalten, um mit mir und für mich zu beten. Unsere Freundschaft ist das perfekte Beispiel dafür, wie wir einen meiner Lieblingsverse ausleben: "Einer trage des anderen Last, so erfüllt ihr das Gesetz Christi." (Galater 6,2).
Schreib auf, was überwältigend ist Als ich das Gebet las, das mir meine Freundin geschickt hatte, wurde mir auch klar, wie wichtig es ist, seine Gedanken aufzuschreiben (z.B. in ein Tagebuch). Ich weiß, das ist nicht unbedingt jedermanns Sache, aber es kann eine große Erleichterung bringen, vor allem dann, wenn die Worte einen so überwältigen, dass einem schwindlig wird. Eine Schlüsselkomponente des Tagebuchschreibens ist, dass dieser Prozess dazu beiträgt, unserm Denken Ordnung zu verschaffen. Wenn wir die Worte aus dem Kopf nehmen, haben wir mehr Zeit zum Nachdenken. Außerdem werden hilft es, wenn wir das, was wir aufgeschrieben haben durchlesen und darüber zu reflektieren. Wir stellen dann schnell fest, wie verwirrend unser Denken wirklich war. In diesen Momenten können wir dann unsere Gedanken neu sortieren. Hoffentlich können wir dann klarer sehen, welche Gedankengänge uns Schwierigkeiten gebracht haben. Ganz gleich, ob ihr einfach nur eure Gedanken aufschreibt oder ob ihr eure Tagebucheinträge mit ein wenig Anleitung niederschreibt (wie z. B. mit den Fragen aus diesem Tagebuch des Herzens), die Mühe, eure Gedanken zu Papier zu bringen, kann sehr hilfreich sein. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass unser Geschriebene dann wieder Christus vorgelegt unterworfen werden muss. Wir müssen ihn bitten, uns zu helfen, die Lügen, die Zweifel und die Ängste in unseren Gedanken zu erkennen und zu lernen, sie durch die Wahrheiten aus seinem Wort zu ersetzen. Ohne diese erneute Unterwerfung arbeiten wir einfach nur härter daran, uns vor unseren eigenen Gedanken zu retten, anstatt unseren gütigen Erlöser um Weisheit und Einsicht für das zu bitten, was wir nicht wirklich verstehen.
Die Worte in dem Gebet, das mir mein Freund in dieser Nacht aus dem Buch Every Moment Holy schickte, hallten in meinem Herzen nach, nicht nur als ich einschlief, sondern auch in den Tagen danach, als ich meine Sorgen dem Herrn vortrug.
"Inmitten von Zweifeln, Ängsten und Ungewissheit möchte ich lernen, mir deiner Gegenwart immer bewusster zu werden und mein Herz, meine Gedanken und meine Bitten auf dich zu richten" (aus: "Eine Gebet für diejenigen, die nicht schlafen können")
In überwältigenden Gedanken des Zweifels, der Angst und der Ungewissheit sollten wir die Gegenwart unseres Herrn suchen und unsere Herzen, Gedanken und Bitten zu ihm bringen. Nicht nur in dieser Nacht der Unruhe, als ich mir Sorgen um Loreleis Reise machte, sondern auch in den vielen anderen Momenten während unseres Umzugs und der Eingewöhnung in Deutschland musste ich dies immer wieder selbst in die Praxis umsetzen. In Momenten, in denen ich mich überfordert gefühlt habe, bin ich oft auf solche Gebete zurückgekommen, sei es aus der Bibel, aus anderen Büchern oder sogar aus meinem eigenen Tagebuch. Ich bat den Herrn, mein Herz zu beruhigen, während sein Wille geschieht und ich in seiner Fürsorge ruhig werde.
Als Familie haben wir auch das Benutzen einer Anleitung zum Beten schätzen gelernt, als wir für andere Menschen gebetet haben. Listen über Menschen die einem wichtig sind oder Geschehnisse die man im Tagebuch aufschreibt und für die man betet oder sogar ein Gebetskalender können uns beim Gebet unterstützen. Wie schon gesagt, etwas aufzuschreiben bietet die Möglichkeit sich darauf zu konzentrieren, wofür man betet und was einem auf dem Herzen liegt. Aus diesem Grund hat unsere Familie zwei Hilfsmittel gestaltet, von denen wir hoffen, dass ihr und eure Familie profitiern könnt!
Wir wünschen uns nichts sehnlicher als eure Gebete für Deutschland, den Dienst in der Biblischen Seelsorge hier und für unsere Familie. Viele von euch haben uns schon gefragt: "Wie können wir für eure Familie beten?" Wir würden uns freuen, wenn ihr diesen Gebetskalender (leider nur auf Englisch) nutzen würden, um für uns zu beten - es gibt 30 konkrete Anliegen, für die ihr beten könnt. Wenn ihr Kinder in eurer Familie habt, kann dieses Mal- und Gebetsblatt, die Lorelei erstellt hat, ein großartiges Hilfsmittel sein, um eure Kinder durch das Gebet für uns und evtl. für andere Missionare zu führen, für die ihr bereits betet!
Mögen eure Seelen Ruhe finden, wenn ihr im Gebet zu Jesus lauft!
Comentarios